Was hat Schwimmen mit radikaler Transformation zu tun? Ein goldener Herbsttag kurz vor Sonnenaufgang. Bielersee, am Fusse des Berner Juras. Ich stehe am Ufer, mein Blick schweift über die glatte Wasseroberfläche. In der Ferne Fischer auf ihren kleinen Booten. Auch sie geniessen die faszinierende Morgenstimmung.
Mit einigen kräftigen Atemzügen ziehe ich die Morgenfrische ein. Dann beginne ich mit dem Ritual, das ich fast täglich von Mai bis Ende Oktober praktiziere. Ich streife die Badehose über, zwänge mich in meinen Neoprenanzug und setze meine Schwimmbrille auf. Ein letzter Kontrolldruck auf die Brillengläser, dann gleite ich mit einem Kopfsprung in das kühle Wasser.
Schwimmen für meinen Frieden, eins mit der Natur sein
Mit ruhigen Zügen crawle ich zur rund einen Kilometer entfernten Boje, wende und mache mich auf den Rückweg. Schwimmen, während ich eins bin mit der Natur, ist eine meiner grossen Leidenschaften. Jedes Mal wenn ich mit dem Gesicht wieder untertauche, fühle ich mich wie ein Delfin. Welche Wohltat: Körperertüchtigung und Meditation in einem. Nach rund 40 Minuten erreiche ich mit kräftigen Zügen den Ausstiegspunkt.
Zwei Welten
Ich balanciere vorsichtig die glitschige Steintreppe hinauf, streife die Brille ab und – erstarre. Vor mir sehe ich, wie sich eine Entenmutter mit ihren kleinen Zöglingen den Weg durch ein Meer von Bierbüchsen, Flaschen und Plastikgeschirr bahnt. Für mich prallen an diesem wunderbaren Morgen brutal zwei Welten zusammen. Es scheint, dass in der Nacht zuvor einige Leute ausgiebig gefeiert und es nicht mehr geschafft haben, ihren Müll zum nahegelegenen Mülleimer zu tragen. Doch die Entenmutter lässt sich nicht beeindrucken, mit ruhigen, wenn auch etwas tollpatschigen Schritten watschelt sie sorglos durch den Abfallberg, als ob es ihr tägliches Ritual wäre.
Ich sammle einige Flaschen zusammen und lege sie neben den nächsten Eimer. In diesem Augenblick wird es mir wieder einmal klar: Weder die unzähligen Aufrufplakate, noch Tausende von Eimern – sprich, gezielte Massnahmen – führen zu den radikalen Veränderungen, welche Natur und Gesellschaft so dringend brauchen.
Radikale Transformation
Ob nun Unternehmen, die neue Geschäftsmodelle zum nachhaltigen Erfolg suchen oder Krisen bewältigen müssen. Ob Menschen, welche nach dem wahren Glück suchen, oder unser Planet, der nach Frieden lechzt und Lösungen sucht, um wieder ganz gesund zu werden. Sie alle brauchen einen Schlüssel für eine radikale Transformation.
All die Probleme im Aussen – wie ich sie hier an diesem schönen Morgen gespiegelt bekomme – sind nichts anderes als ein Mangel an Wertschätzung und Liebe. Doch – wir können nur geben, was wir bereits besitzen. Also führt die gezielte Wertschätzung für das eigene Wesen, das Leuchten im Innen, automatisch dazu, auch im Aussen zu strahlen. Nehmen wir uns genügend Zeit für uns? Folgen wir unseren Gaben? Danken wir genug für die Dinge, die wir haben? Fragen wir uns also täglich, wie wir uns selber zum Leuchten bringen können, damit auch andere(s) zum Strahlen kommen/kommt.