Kennst du das? Jahrelang gehen wir ins gewohnte Restaurant, weil wir uns dort so wohl fühlen und es keine kulinarischen „Überraschungen“ gibt. Aus demselben Grund fahren viele Menschen jedes Jahr wieder an denselben Urlaubsort. Natürlich ins gleiche Hotel und buchen wieder „ihr“ Zimmer Nummer 24. Oder aber wir bleiben ein halbes Leben in einem Job hängen, aus bloßer Angst vor dem Neuen oder aus Zweifeln, ob wir gut genug sind. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Auch ich ertappe mich immer wieder bei solchen Verhaltensmustern. Gewohnheiten können uns zwar Geborgenheit geben, oft aber auch falsche Sicherheit verleihen und uns dadurch von neuen großen Chancen abhalten. Gewohnheiten blockieren die Veränderung zum Besseren, sie verblenden die Sicht für Größeres. Deswegen braucht es Mut zum Change.
Change löst Wut und Frust aus
Auch wenn ich mich schon ein halbes Leben lang mit dem Thema der Veränderung und Transformation auseinandersetze, bin ich nicht vor dem Gewohnheitsphänomen gefeit. Schon bei banalen und kleinsten Erlebnissen muss ich auch für mich erkennen, wie sehr wir an Gewohntem festklammern und uns stur vor Veränderungen blockieren. Zum Beispiel mein letzter Urlaub:
Seit Wochen freue ich mich auf meine Surf-Ferien, in einem Hotel, in dem ich seit über 10 Jahren eine schöne Zeit verbringe. Ich reserviere das gewohnte „Zimmer mit Meersicht“ und freue mich auf mein „zweites zu Hause“. Dann der Schock beim Check-in: alles ist ausgebucht, kein Zimmer mit Meersicht verfügbar. Noch schlimmer: das einzig verfügbare Zimmer befindet sich an der scheußlichsten Ecke der Ferienanlage – mit charmanter Sicht auf den Parkplatz. Zuerst Wut, dann Frust, am liebsten würde ich wieder abreisen.
Die Dame am Empfang versucht mich zu beruhigen. Mit geballter Bestimmtheit versuche ich ihr klar zu machen, dass ich den Hoteldirektor zu sprechen wünsche. Die Dame erkennt den Ernst der Lage. Nicht, weil ich auf meinem Recht bestehe, sondern weil sie sich wahrscheinlich davor fürchtet, dass ich ihr in wenigen Sekunden an die Gurgel springe. Auch das Angebot, mittels Upgrade ins anscheinend noch bessere Nachbarhotel zu wechseln, schlage ich vehement aus. Ich will nur eins: mein gewohntes Zimmer. Nach Minuten hitziger Diskussion sehe ich ein, dass die angebotene Alternative wohl die einzige Möglichkeit ist. So kann ich die scheinbare Niederlage in etwas Optimaleres transformieren. Also mache ich mich voller Groll zum neuen Hotel auf.
Es lohnt sich
Dort angekommen, darf ich feststellen: Das Upgrade-Hotel ist ein wahrer Traum und ich werde von der Hoteldirektion mit vielen Extras belohnt, für die ich nicht mal bezahlen muss. Wie schon oft in meinem Leben erkenne ich, wie der Schritt aus der Gewohnheits- und Komfortzone – oft ausgelöst durch eine Krise – eine Veränderung des Gewohnten anschiebt und daher eine große Chance sein kann. Denn was mir hier in einer vergleichsweise banalen Situation passiert ist, habe ich schon viele Male erlebt. Sei es, als ich in einem langweiligen Job festsaß, allmählich aus Depression und Frustration in eine Krise rutschte, aber dank der Kraft des Loslassens sich dann neue ungeahnte Möglichkeiten ergaben. Der Mut zum Change hat sich richtig gelohnt.
Für mich war dieser Urlaubsaufenthalt wieder einmal mehr die Bestätigung eines universalen Lebensgesetzes: Jede Krise, jede Störung ist eine höfliche Aufforderung des Lebens, aus der Komfortzone herauszutreten, um eine gewohnte Situation zu verändern und etwas Besseres zu erhalten. Wir müssen nur hinhören, verstehen und schlussendlich entsprechend handeln!