Ein renommiertes Unternehmen hat den Börsengang beschlossen. Der global tätige Konzern hat in den vergangenen Jahren hervorragende Zahlen geschrieben und der Markt schreit buchstäblich nach den begehrten Dienstleistungen. Somit erstaunt es niemanden, dass der Aktienkurs innerhalb weniger Stunden in astronomische Höhen schnellt und damit wenige Top Manager über Nacht zu Multimillionären macht. Während die Geschäftsleitung die Champagnerkorken knallen lässt und hochrechnet, wie sich der Kurswert auf das eigene Gehalt und den Status auswirkt, steigt der Missmut unter den Mitarbeitenden.
Wenn Werte kollidieren
Sie, die Angestellten, sprechen von persönlicher Bereicherung des Managements. Ihre Werte kollidieren eindeutig mit denen der Chefetage. Viele qualifizierte Fachleute haben keine Lust mehr, diesen Feudalherren der Moderne ihren Obolus abzuliefern und zur persönlichen Bereicherung einiger weniger beizutragen. Die unmittelbare Folge daraus für das Unternehmen ist leicht vorauszusehen…
Neusten Umfragen zufolge ist es nach wie vor so, dass rund ein Viertel der befragten Führungskräfte aufgrund unterschiedlicher Wertvorstellungen den Arbeitgeber gewechselt hat. Würden mehr Führungskräfte die Kunst der „Soft Power“ und der entsprechenden Kommunikation beherrschen, könnten diese Entwicklungen leicht verhindert werden.
Szenenwechsel: im Frankreich des 18. Jahrhunderts schaffte es Ludwig XVI nicht, tiefgreifende Staatsreformen, die auf die Gleichberechtigung aller abzielten, einzuführen. Durch den totalen Verlust der Glaubwürdigkeit der einst so Mächtigen und in einer Kombination aus Angst vor der Verschwörung zwischen dem Adel und dem Ausland gipfelte die Wut der Bevölkerung in der französischen Revolution. Die funktionale Macht, die König und Adel kraft ihrer Ämter, Position und ihres Geldes ehemals innehatten, blieb wirkungslos. Es fand unweigerlich eine vehemente Verschiebung des Machtgefüges statt.
Die Abwanderung der Fachleute hat eine desaströse Auswirkung
Und heute, stehen wir etwa erneut vor einem entscheidenden Umbruch, der einen Vergleich zu den historischen Ereignissen nahe legt? Ich meine ja, denn auch die Abwanderung von Fachkräften, die in unserer Wissensgesellschaft den eigentlichen Wert vieler Firmen maßgeblich bestimmen, gleicht einem Sturm und Niederbrennen der Festung der modernen Feudalherren. Gemäss einem vor kurzem in der NZZ erschienenen Artikel, erwägen rund eine Million Schweizerinnen und Schweizer 2023 die Stelle zu wechseln. Eine astronomische Zahl, gemessen an unserer bescheidenen Bevölkerung.
Den mächtigen Managern, den Sonnenkönigen der Moderne, droht der tiefe Fall. Noch steuert das Management entschlossen mit bekannten Machtinstrumenten dagegen. Man lockt Mitarbeiter mit Bonussystemen, verführt mit großzügigen Geschenken, um diese abhängig zu machen, oder belohnt mit zweckmäßigen Beförderungen.
Wer nicht mitläuft und stattdessen querdenkt, lernt die subtilen Formen der Macht schnell kennen: Durch „Wegbefördern“, Vorenthalten von Informationen, Verweigern von klärenden Gesprächen oder durch das Zuordnen von langweiliger Arbeit soll Widerstand im Keim erstickt werden. Der Aderlass hat bereits eingesetzt: wertvolle Fachkräfte verlassen die Unternehmen. Das kommt einer modernen Revolution mit ebenso desaströsen Resultaten gleich!
Soft Power ist gefragt
Zugleich bringt der demografische Wandel neue Herausforderungen. In manchen Branchen ist bereits heute ein enormer Notstand an Nachwuchskräften ausgebrochen. Umso wichtiger ist es, die besten Leute für das eigene Unternehmen zu gewinnen und diese vor allem zu halten. Auch hier besteht wieder massiver Bedarf an der wichtigen Fähigkeit „Soft Power“, um hier gegenwirken zu können.
Der viel zitierte „war for talents“ ist bereits zum „war for people“ geworden. In Zukunft wird es darum gehen, Mitarbeiter zu begeistern und ihre Herzen zu gewinnen. So werden diese auch unter widrigsten Umständen enthusiastisch nachhaltige Resultate für das Unternehmen erzielen. Wahre Macht übt dabei aber nur jener Chef aus, der auch ohne hierarchische Stellung, besonderen Status oder außerordentlichen Beziehungen zu einflussreichen Personen, die Herzen anderer bewegen kann und diese zu einem gemeinsamen Ziel anspornen kann. Es geht bei der Machtfrage nicht mehr um das „oben“ oder „unten“ sondern vielmehr darum, ob die Chefs es auch auf gleicher Augenhöhe schaffen, Macht auszuüben.
Der „Blick nach innen“ wird entscheidend sein, für eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit im 21. Jahrhundert. Führungskräfte mit Soft Power nehmen sich täglich Zeit für den entscheidenden Schlüssel dafür: Selbstreflexion.
Willst du noch mehr DEIN bestes Ich als Führungskraft entfalten? Suchst du (noch) mehr Begeisterung, Energie und Freude in deinem Beruf und Leben? Wenn ja, dann entfalte deine volle Strahlkraft und werde zum leuchtenden Vorbild.